Das Altarbild

Gedanken zum Altarbild

Der älteste Teil der heutigen Kirche ist das Altarbild. Laut Inschrift wurde es unter P. Meentzen 1667 angefertigt. Die Protestanten hatten in der alten Simultankirche einen Altar in der Mitte vor dem Chor.

Der Altar hatte einen Deckel, der während des protestantischen Gottesdienstes aufgeklappt wurde, so dass das Altarbild, das heilige Abendmahl darstellend, sichtbar wurde. Gleichzeitig wurde die Aussicht auf den dahinter liegenden barocken katholischen Altar verdeckt.

   Auf dem Rahmen steht mit einem leichten Schreibfehler die hebräische Inschrift EL - BETH - EL. Das Wort bedeutet „Haus Gottes“ oder „Gotteshaus“. Also wenn die Altartafel aufgeklappt war, war die Kirche für die Protestanten in Neuenkirchen ihr Gotteshaus, wo die Gottesdienste stattfanden, sonst nicht. Die Inschrift sollte für immer daran erinnern, daß im Jahre 1667, der 150. Jahresfeier des Thesenanschlags zu Wittenberg, die Protestanten den Chor der Kirche für die Katholiken räumen mußten. In Anspielung an I. Mose Genesis 35, Vers 7, wo geschrieben steht: „Und Jacob baute daselbst einen Altar und hieß die Stätte Bethel darum, daß ihm daselbst Gott offenbart war, da er vor seinem Bruder floh.“

   Bethel ist nach Jerusalem der am häufigsten erwähnte Ort Palästinas in der Bibel. Er bezeichnet einen kleinen Ort 16 km nördlich von Jerusalem. In der Richterzeit stand dort zeitweilig die Bundeslade und es war ein nationales Heiligtum.  Bis in die Zeit Jesu blieb es ein wichtiger Wallfahrtsort. Wenn wir heute an das Wort Bethel denken, meinen wir meistens die großen diakonischen Anstalten Bethel bei Bielefeld, die von Friedrich von Bodelschwingh gegründet wurden. Das Gemälde stellt die Einsetzung des Abendmahls dar, wie es auch die Protestanten in Neuenkirchen ungestört feiern wollten. Vermutlich ist der Augenblick gemeint als Jesus sagte: „Einer von Euch wird mich verraten“ (Matth. 26,21).

   Das Bild ist von besonderem Interesse, weil als Köpfe der Jünger Jesu offensichtlich zum Teil damals lebende Personen genommen worden sind. Deutlich auszumachen sind Luther links von Jesus Christus und der Pastor Meenzen rechts vom Herrn.

   Der Lutherkopf ist nach den sehr bekannten Bildern von Lucas Cranach gemalt. Zwei andere im Vordergrund in damaliger Rittertracht mit lang herabhängenden Haaren stellen nach der Überlieferung die Herren von Querenheimb auf Haarenburg, die früher protestantisch waren und erst um 1665 zur katholischen Kirche übertraten, dar. Sie hatten das Patronat über die Kirche und die Protestanten in Neuenkirchen und haben ihnen in ihrer Bedrängnis viel geholfen.

   Nicht in das Altarbild paßt der Kopf des Mannes in der oberen Reihe links ganz außen. Nach seiner Kleidung muß er von dem Restaurator im Jahre 1867 unter Pastor Ramsauer hinzugefügt worden sein.

      Der mit Leinwand bespannte Deckel mit dem Altarbild litt natürlich unter dem häufigen Auf- und Zuklappen. So kam es zu häufigen Beschädigungen. Diese führten zu Restaurierungen, wie die Inschriften auf dem Bild zeigen, in den Jahren 1767, 1867 und 1961, die, wie schon oben angedeutet, mit Lutherjubiläen in Zusammenhang stehen.

   Auf dem Bild ist nicht mehr die Signatur zu sehen. Vermutlich war der Maler Wolfgang Heimbach der Schöpfer des Bildes. Heimbach und der Stifter des Bildes Sabäus Meenzen wurden in Ovelgönne geboren. Heimbach, wenn man den Autoren glauben darf, ist um 1600 dort als Sohn eines Kornschreibers geboren; die Familie stammt ursprünglich aus Thüringen.

   Meenzen erblickte dort 1635 das Licht der Welt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Meenzen den ihm wohl bekannten Heimbach im Todesjahr des Grafen Anton Günthers mit der Ausführung des Gemäldes beauftragte. Heimbach war damals, wie die Quellen zeigen, in einer schwierigen Lage. Sein Herr und Gönner, der Graf von Oldenburg, lag auf dem Sterbebett. Ein Plan, in Kopenhagen eine Stellung am Hofe zu finden, zerschlug sich. Ein Grund war, daß sein heimlicher Übertritt zum Katholizismus um 1650 jetzt 1667 bekannt wurde. Heimbach war auf jeden Auftrag angewiesen. Es ist von gewissem Reiz zu erfahren, daß ein heimlicher Konvertit das Altarbild für die bedrängte protestantische Gemeinde in Neuenkirchen geschaffen hat. Oder wußten die Katholiken in Neuenkirchen und der katholische Bischof von Osnabrück davon und haben es aus diesem Grund passieren lassen? Jedenfalls tritt Wolfgang Heimbach 1670 am 8. Dezember in die Dienste des Bischofs von Münster Christoph Bernhard von Galen.
(aus: Festschrift 100 Jahre Apostelkirche)

Dies ist eine OpenStreetMap Karte. Wenn Sie auf diese Karte klicken, stimmen Sie der Datenschutzerklärung der OpenStreetMap Foundation (OSMF) zu. Außerdem stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie zu.