Die nächsten Gottesdienste


Lieber Gott, komm doch mal!

Gott hat keine Daumen. Er hält nichts zwischen seinen Fingern. Dennoch hat er die Welt erschaffen und uns Menschen „nach seinem Bilde“, wie es heißt. Was bedeutet: Jeder von uns ist bewusst als Abbild Gottes gemacht, egal, ob unsere Gliedmaßen und Sinnesorgane funktionieren. Auf diese Äußerlichkeiten kommt es nicht an.

Wie kann ein Mensch, der zwischen Daumen und Zeigefinger keinen Pinsel halten kann, unsere Kirche so malen (s. Titelbild dieser Apostelbrief-Ausgabe)? Der Künstler Peter Holonko malt mit dem Pinsel im Mund. Er kann seit einem Baustellen-Unfall seine Gliedmaßen unterhalb des Halses nicht mehr benutzen, ist auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, er musste noch dazu sein Zuhause verlassen und vor dem Krieg aus der Ukraine flüchten.

Wie kann dieser schwer geschlagene Mensch noch dazu Gottvertrauen, Dankbarkeit und Fröhlichkeit ausstrahlen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, besuche ich ihn. Peter Holonko sitzt festgeschnallt in seinem automatischen Rollstuhl auf einer Terrasse in Bieste und freut sich offensichtlich über unseren Besuch, er macht charmante Witzchen und findet, dass meine Nachbarin Valentina Bernhard, die zum Übersetzen mitgekommen ist, aussieht wie seine Cousine.

Ich will es kurz machen und habe nur 3 Fragen vorbereitet:

Viele Menschen zweifeln an Gott, wenn sie das Leid in der Welt betrachten oder selbst einen Schicksalsschlag erleiden. Sie fragen: Wie kann Gott das zulassen?

Peter Holonko: Das liegt, glaube ich, weniger daran, dass das Leid so groß ist. Ich denke, diese Menschen haben keinen starken Draht zu Gott, dann erkaltet die Liebe, und wenn etwas Schlimmes passiert, fühlen sie sich verlassen. Aber in der Bibel steht: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Matthäus 24,13)

Ich habe mein Leben lang in der Bibel gelesen, und weil mich das so begeistert hat, bin ich fünfundzwanzig Jahre lang in Krankenhäuser und Gefängnisse gegangen und habe dort aus der Bibel vorgelesen. Da habe ich wirklich Leid gesehen! Ich konnte den Menschen nur damit helfen, dass ich sie besuche und ihnen das bringe, was für mich so wertvoll ist. Manche wollten das nicht hören, andere haben es angenommen.

Nach meinem Unfall geriet ich selbst in eine abgrundtiefe Depression. Ich hatte große Schmerzen und wollte nicht mehr leben. Die Ärzte konnten mir nicht helfen. Was geholfen hat, war die beharrliche Unterstützung der Leute in meiner Gemeinde. Ein Freund kam zu mir an meinem 50. Geburtstag, im Juni 2020, und erzählte mir die Geschichte eines Mannes, dem es ähnlich ging. Den hatte eines Tages Gott besucht, und von da ab fühlte er wieder Lebensmut. Diese Geschichte erschien mir so schön, dass ich einfach täglich von Herzen betete: „Lieber Gott, komm doch auch einmal zu mir!“

Aber Gott kam nicht.

Eines Abends saß ich am Fenster und hatte plötzlich den Impuls „Ich will malen!“. Das hatte ich vorher noch nie verspürt, war auch nie ein guter Zeichner gewesen. Meine Frau machte mir dann so ein Brettchen zurecht und alles, und… naja, das erste Bild war solala. Das zweite war überhaupt nix. Das dritte ist richtig schön geworden! Es war ein kleines Landschaftsbild mit Birken, einem See und Getreide.

Jetzt bin ich schon gut in Übung und habe auch meine Kinder mit der Malerei „angesteckt“. Ich male Landschaften, Stilleben, Porträts, auch Tiere – alles, was ich mir als Foto-Vorlage neben die Leinwand klemmen kann. Wenn ich gefragt werde, wo ich das gelernt habe, sage ich immer, ich sei „in die höchste Schule gegangen“.

Natürlich brauche ich auch zum Malen immer Assistenz. Wenn meine Frau gerade beschäftigt ist, kann ich nicht malen. Ich kann ja nicht mal eine Farbtube selber aufschrauben. Mir fehlt oft ein Helferlein.

Hilfe anzunehmen fällt vielen Menschen schwer. Sich gegenseitig helfen, das geht noch. Sie aber können eigentlich nur nehmen. Wie fühlen Sie sich damit?

Peter Holonko: Wenn ich die Bibel richtig verstehe, steht dort: Sünde ist, wenn du helfen kannst, es aber nicht tust. Ich tue eben, was ich kann. Zum Beispiel habe ich viele Freunde bei Facebook, auf der ganzen Welt, da bin ich schon berühmt [er zwinkert und lacht]. Es gibt so viele kaputte Leben – ich versuche immer, mit Gesprächen zu helfen. Und wenn ich jemandem mit meiner Malerei eine Freude machen kann, gebe ich ja auch etwas.

Die dritte Frage richtet sich eigentlich an Ihre Frau, Oxana. Sie wirkt immer sanft, freundlich und tatkräftig. Woher nimmt sie die Kraft, die sie für die tägliche 24-Stunden-Betreuung braucht?

Peter Holonko: Tja. Sie trägt ihr Kreuz. Mit Gottes Hilfe. Wir sind eben verheiratet, haben zusammen acht Kinder und jetzt schon 3 Enkel. Auch bei großen Kindern läuft nicht immer alles rund. Und mit mir… Wenn ich nachts um drei nicht mehr liegen kann, ist auch für sie die Nacht zuende. Wenn meine Nase kitzelt, und sie ist nicht gleich zur Stelle, werde ich schonmal ungeduldig.

Gibt es außerdem etwas, was Sie uns gerne für unseren Gemeindebrief mitteilen möchten?

Peter Holonko: Ja, natürlich! Ganz wichtig ist es mir, mich bei Katharina Schulz im Rathaus zu bedanken! Sie ist ein absolut außergewöhnlicher Mensch. Sie macht ihre Arbeit und noch viel, viel mehr. Und alles, was sie tut, macht sie mit dem ganzen Herzen, wie für sich selbst und ihre eigene Familie.

Danke, das richte ich aus, sie bekommt ja unseren Gemeindebrief gar nicht. Aber ich dachte, evtl. noch etwas Persönliches aus Ihrem Leben…?

Peter Holonko: Und herzlich dankbar bin ich unserem Vermieter, dass er uns diese schöne barrierefreie Wohnung zur Verfügung stellt! Aber vor allem: weil er so ein guter, freundlicher Mensch ist, der sich persönlich viel Zeit für uns nimmt, oft bei uns sitzt und sich mit uns unterhält. Er kann gut mit diesem Google-Übersetzer umgehen.

Auch ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Gespräch!

***

Ich stehe immer noch staunend vor meiner Eingangsfrage: Das Gottvertrauen, die Dankbarkeit und Fröhlichkeit dieses Menschen sind echt. Ich weiß ja auch, dass Gott uns hört und hält und wir nie tiefer fallen können als in seine Hand. Aber wenn das Schicksal hart zuschlägt, spürt auch der Fromme schnell, auf welch „dünnem Glaubens-Eis“ er steht. Wie schafft Holonko das?

Ich höre zwei Dinge heraus, die ihn so stark machen. Erstens: Durch das ernsthafte tägliche Bibellesen hält er die Beziehung zu Gott am Leben. Der heiße Draht nach Oben kühlt nicht ab. Zweitens: Dass sich Menschen einander zuwenden, Kranke, Gefangene und Depressive besuchen, dass Amtspersonen sich auch als Mitmenschen empfinden und Vermieter als Nachbarn – das hilft. Gott hat keine Daumen. Er hat uns.

Christiane Rodewald-Paesler


Besondere Orgeln der Ev.-Luth.- Landeskirche Oldenburg

Im Jahr 2021 war die Orgel das „Instrument des Jahres“. Seit vielen Jahrhunderten erklingen Orgeln zu den verschiedensten Anlässen, in allerlei Räumen und in einer solch reichen Stilistik, dass man kaum von „der“ Orgel sprechen kann. Jedes Instrument für sich ist eine Königin! Im Oldenburgischen bieten nahezu alle Kirchen auch Herberge für dieses besondere Instrument.
Mitunter ist den Menschen gar nicht klar, was für einen musikalischen und kulturellen Schatz sie in ihrer Kirche entdecken können. Oft begleiten die Orgeln seit vielen Jahrzehnten, mitunter seit Jahrhunderten die Menschen durch ihr Leben. In einem Videoprojekt haben 10 Organisten und 2 Organistinnen 12 Variationen eines Werkes von Johann Philipp Krieger eingespielt. Diese einzelnen Videos ergeben zusammen eine geschlossene Aufführung der Aria con variazioni von Krieger. Wer sich das Video anschaut, kann in ca. 9 Minuten durch die Oldenburgische Kirche reisen und äußerst verschiedene Instrumente hören und sehen.
Sehr alte und neuste Orgeln sind dabei. Große und kleine, aus jedem Kirchenkreis stellen wir zwei Instrumente vor.


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